Leserbriefe

LESERBRIEF an die Lokalzeitung STZ von Roland Matthias aus Bad Salzungen zum Thema Erdfall:

Ein Wintermärchen zum Erdfall Tiefenort

Nach den vielen Artikeln in der Presse, Reportagen in Funk und Fernsehen wird es höchste Zeit, dass die Verantwortlichen endlich mal Nägel mit Köpfen machen und nicht länger auf den sowieso schon arg strapazierten Nerven der Betroffenen herum trampeln.
Ein Wintermärchen in sechs Akten könnte so aussehen.
1. Akt: Die Gemeinde Tiefenort bestellt einen vereidigten Gutachter und lässt die betroffenen fünf Grundstücke/Häuser begutachten und den aktuellen Wert ermitteln.
2. Akt: Die Gemeinde Tiefenort stellt kurzfristig kostenlos fünf Bauplätze zur Verfügung. Sie beauftragt einen Architekten, drei verschiedene Haustypen zu entwerfen, welche mit den Familien besprochen und abgestimmt werden. Der jeweils ausgesuchte Typ, zugeschnitten auf den Bedarf und die Wünsche der Beteiligten und mit der örtlichen Anpassung versehen, wird zur Genehmigung vorgelegt und genehmigt.
3. Akt: Gleichzeitig, also sofort, setzt sich unser Landrat Reinhard Krebs mit seiner Erfurter Chefin Frau Lieberknecht in Verbindung und beide rufen einen runden Tisch zusammen. An diesem Tisch sollte auch der von den Tiefenortern gewählte Herr Hirte, der Bürgermeister, Herr Hüther, Herr Grob aus Kieselbach, welcher sich sowieso gerne als Spendenüberbringer in der Presse ablichten lässt, der CDU-Chef Bad Salzungens, Staatssekretär Herr Baldus, Linken-Chef Ramelow, SPD-Chef Matschie sowie der Chef von Lotto Thüringen zusammen beraten. Sollten keine anderen Geldhähne geöffnet werden können, so sollte doch Lotto Thüringen in der Lage sein, aus dem Fonds zirka 1, 5 bis 1,8 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Diejenigen Politiker, welche sich hier gegen diese Notwendigkeit stellen, sollten in der Presse mit Namen genannt werden, um bei passender Gelegenheit sich revanchieren zu können.
4. Akt: Von diesen Mitteln werden von der Gemeinde der Gutachter und Architekt bezahlt. Die Gemeinde Tiefenort beauftragt nach einer kurzfristigen Ausschreibung hiesige Baufirmen mit dem Bau der Häuser und lässt den Bau derselben durch einen Fachmann überwachen, damit von vorne herein Baupfusch vermieden wird. Baubeginn ist der 1. April 2010. Sollte vielleicht eine der betroffenen Familien kein neues Haus haben wollen und lieber zur Miete wohnen, so bekommen sie den aktuellen ermittelten Wert ausgezahlt. Den bauwilligen Familien wird der aktuelle Wert mit einem Quotienten multipliziert (zum Beispiel 240 000 mal 1,25 = Bausumme 300 000). Die so ermittelten fünf Bausummen plus der Nebenkosten ergeben die zu verhandelnden Gesamtsumme.
5. Akt: Nach Fertigstellung der Häuser werden diese vom Baubetreuer ohne Mängel an die Gemeinde übergeben. Diese mobilisiert alle arbeitsfähigen Hartz IV-Empfänger sowie freiwillige Helfer, um den Familien beim Um- beziehungsweise Einzug zur Seite zu stehen und zu helfen. Nach getaner Arbeit wird durch die Gemeinde ein Dorffest organisiert, wobei von Sponsoren Bier und Bratwurst zur Verfügung gestellt werden und die Katastrophe feierlich beendet wird. Dadurch bekommen die Tiefenorter auch das überall verloren gegangene Zusammengehörigkeitsgefühl wieder und rücken enger zusammen.
6. Akt: Am nächsten Wahltag können unsere Volksvertreter, Herr Baldus, Herr Krebs, Herr Grobe, Herr Hirte und alle anderen ohne Bauchschmerzen dem Ergebnis entgegen sehen, denn sie haben sich für ihre Wähler eingesetzt und wo Not war geholfen.
Fazit: So könnte ein Wintermärchen aussehen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein.